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„Risse”: Literaturwettbewerb widmete dich dem Mauerfall

08.11.2019 Ostsee-Zeitung

Von Stefanie Büssing

Rostock. Wer sich für Literatur aus Mecklenburg-Vorpommern interessiert, kommt an ihr nicht vorbei, an der Zeitschrift „Risse”, die sich in halbjährlich erscheinenden Heften neuer Literatur aus unserem Bun-desland widmet. Im vergangenen Jahr feierte das intellektuelle Blatt, das sich längst als fester Bestandteil der literarischen Landschaft in MV etabliert hat, sein 20-jähriges Bestehen. Am Dienstag stellten die Macher im Literaturhaus Rostock das neue Herbstheft zum Thema „Fall“ vor. Verknüpft war dies mit einem Literaturwettbewerb zum 30. Jahrestag des Mauerfalls unter dem Titel: „Die Freiheit ist ja da.“ Dass sich dieses schwer zu fassende Ereignis durchaus literarisch manifestieren lässt, bewiesen die drei Gewinnerautoren. Da war zum einen der in Berlin lebende Lyriker Ulrich Grasnick. 2017 lobte dieser selbst einen Lyrikpreis aus, der von ihm gestiftet wird. Nun war er einer der drei Preisträger, der die dreiköpfige Jury – darunter Autorin Odile Endres, Verleger Erik Münnich (beide aus Greifswald) und der Rostocker „Risse“-Redakteur Christian Taszarek – mit der „lakonischen Prägnanz seiner Verse“ beeindruckte. Zum Thema machte Gra-nick unter anderem den ehemaligen Todesstreifen und die Zerstörung der Berliner Gedächtniskirche. Das fiktive Einzelschicksal von Protagonist Bernd, der an der Grenze seinen Dienst bei der Volksarmee versieht, beschreibt der Schriftsteller Lutz Dettmann in seinem Kurzprosatext „Grenzenlos“, für den er ebenfalls einen Preis erhielt. Eingereicht wurden insgesamt 42 gültige Beiträge – darunter waren namhafte Autoren und Autorinnen, aber auch Nachwuchsschriftsteller und -schriftstellerinnen. Die Einsendungen, die aus allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, der ganzen Republik sowie Israel, Vietnam, Großbritannien und der Schweiz kamen, wurden anonymisiert der Jury vorgelegt.
Dotiert war der Preis mit dreimal 300 Euro. Der Gewinnertext ist in der neuen Herbstausgabe 2019 (Heft 43) der „Risse“ erschienen und stammt von dem gebürtigen Wilhelmshavener André Hatting. Der Wahlstralsunder ist beim „Deutschlandfunk Kultur“ als Reporter und Moderator tätig und veröffentlicht seit 1994 selbst Literatur, vor allem Lyrik in den Zeitschriften „Risse“ und „perspektive“. Er hat den Preis bekommen, weil er, was die Qualität, die überraschenden Bilder und den eigenen Sound angeht, ganz weit vorne lag. „Wir hatten tatsächlich keine Wahl“, so Jury-Mitglied und Laudator Erik Münnich. Für Hatting ist es die erste Auszeichnung für seine Lyrik. „Ich freue mich, dass sich die Jury für einen Text entschieden hat, der aus Westperspektive geschrieben ist. Das war nicht so einfach“, verrät dieser. Das bemerkte auch Laudator Münnich, der die Frage „Darf ein Wessi so schreiben?“ in den Raum warf. Die Antwort: Aber klar. „Ich habe mich getraut, es ist gewürdigt worden und darüber freue ich mich sehr“, sagte Hatting nach der Preisverleihung.
Auch für das Frühjahrsheft 2020 sucht die Redaktion nun wieder Texte von Autorinnen und Autoren aus MV – und zwar zum Thema „Fliege“. Einsendeschluss ist der 1. Februar 2020. Weitere Infos gibt es unter: www.risse-mv.de.

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