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Die Wiederhaken in der Literatur

31.01.2018 Norddeutsche Neueste Nachrichten / Schweriner Volkszeitung

Die Literaturzeitschrift „Risse“ bietet seit 20 Jahren Autoren aus MV eine Plattform / Jubiläumsausgabe in Vorbereitung

ROSTOCK Wenn eine Zeitschrift runden Geburtstag feiert, ist das Grund genug für eine Sonderausgabe. So hält es auch die Redaktion der „Risse“ Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern zu ihrem 20. und ruft Autoren aus dem Land zu Einsendungen auf.

Am 31. März 1998 erblickte Ausgabe 1 das Licht der Welt: In der Kunsthalle Rostock zeigten vor 150 Gästen der damalige OB Arno Pöker und MVs Kultusministerin Regine Marquardt Gesicht beim Auftakt. Literatur aus dem Land zu fördern: Das wollte der Trägerverein, der sich im Sommer 1997 gründete und mit seinem Konzept das Ministerium überzeugen konnte, die Sache im Wesentlichen finanziell zu tragen. Das Kulturamt der Hansestadt Rostock gesellte sich zu den Förderern der ersten Stunde. Die Redaktionsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Mit Ausnahme einer Ausgabe erhielt bisher jeder Autor ein Honorar für seinen Text.

„Ich glaube, dass wir die zeitgenössische Literatur im Land schon ganz gut abbilden können“, sagt Historikerin Anne Blaudzun. Dass man unter den Autoren in der „Risse“ die ganz großen Namen eher selten findet, liegt am Bundesland und dem Förderkriterium: „Man muss hier geboren sein, hier studiert haben oder hier leben. Gerade in einem Flächenland, aus dem alles auswandert, ist es das, was wir als Begriff eines Autors in Mecklenburg-Vorpommern nehmen, nämlich den signifikanten und glaubhaften Bezug zum Land“, so Blaudzun. „Es sollte also hinausgehen über ‚Ich komm’ aus München und mache gerne Urlaub an der Ostsee‘“, ergänzt Redakteur Jens Lippert mit einem Augenzwinkern. Übrig bleibt seit zwei Jahrzehnten Raum für Literaturinteressierte, die ihr Talent nicht an die Schublade verschwenden wollen. Dabei werden auch Schätze gehoben wie die gebürtige Lübzerin Kerstin Preiwuß, die in den „Rissen“ debütierte und 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.

Bis zu 150 Einsendungen habe es für eine Ausgabe schon gegeben. Alle sieben Redaktionsmitglieder sichten jeden Text einzeln. Dann wird abgestimmt. Sobald ein Redakteur Zustimmung signalisiert, kommt das Stück in die Gesprächsrunde. Dort geht es hart zur Sache: Thema, Dramaturgie, Gestaltung, Sprache... „Es ist ein demokratisches Verfahren, es kommen die unterschiedlichen Perspektiven und die vielfältigen Hintergründe der Redaktionsmitglieder rein“, so Anne Blaudzun. Das helfe, die Qualität der Hefte zu sichern. „Schlecht ist jedenfalls, wenn ein Text sprachlich nicht ausgearbeitet ist“, so Redakteurion Uva Piterane. Und Christian Taszarek ergänzt: „Wenn die gedanklichen und sprachlichen Widerhaken fehlen und nur Stereotype vorherrschen“, dann falle ein Text meistens durch. Mit der „Risse“ ist, so Uva Piterane, „für viele Autoren auch ein Prüfstein für die literarische Qualität ihrer Texte entstanden“. Bis zum 31. März können noch literarische Texte eingesandt werden. Gerne dürften es auch mehr Autoren aus Westmecklenburg sein, „aus Richtung Schwerin ist es seit Jahren recht dünn“, so die Redakteure. Im Juli soll das Jubiläumheft mit einer Lesung im Rostocker Rathaus vorgestellt werden. Dazu wird eine Ausstellung mit Originalgrafiken aus 20 Jahren Heftgestaltung eröffnet.

Carlo Ihde

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