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RISSE - Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern, Nr. 27, Herbst 2011

gesendet am 12.12.2011 auf NDR 1 Radio MV von Ernst-Jürgen Walberg

 

Anmoderation:

Während die Literaturförderung in diesem Bundesland mehr schlecht als recht vor sich hindümpelt; während der staatliche Rotstift in den Theatern des Landes immer drohender geschwenkt wird; oder während Caspar David Friedrich in Greifswald jetzt eben kein neues Haus bekommt, obwohl große Teile der Finanzierung bereits standen ... also: Obwohl es nicht gut steht um die Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, gibt es RISSE noch. Die Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern hat Ihr Heft Nr. 27 auf den Markt gebracht, Ausgabe Herbst 2011, und das Land hat klaglos unterstützt, hört man. Das soll schon mal anders gewesen sein, wenn wir und richtig erinnern. ... Ernst-Jürgen Walberg hat sich RISSE Nr. 27 für Sie angesehen.

 

Text Lg. 3´09

RISSE Nr. 27 – ach ja, der Mensch würde gern loben, aber so einfach ist das nicht dieses Mal, weil ... ja ... wie soll ich es Ihnen sagen? Mecklenburg-Vorpommern ist kein Literaturland, da hat der verantwortliche Redakteur Wolfgang Gabler in seinem Vorwort recht, auch wenn es neuerdings nicht so aussieht auf den ersten Blick: Klagenfurter Preis-Gewinner, Frankfurter Longlist-Aspiranten auf den Deutschen Buchpreis, hierzulande Gebürtige auf den Bestenlisten von Peter Wawerzinek über Judith Schalansky bis zu Judith Zander ... jaja, aber: Uwe Saeger hat auch mal den Bachmann-Preis bekommen, lang, lang ist´s her, hatte zwischendurch sogar einen Verlag, der sich kümmerte und in der Zukunft kümmern wollte, hat jetzt ein 500-Seiten-Roman-Manuskript fertig, ein paar Seiten daraus sind jetzt hier zu lesen: schwierig und Gewöhnungsbedürftig wie fast immer bei diesem Könner. Und welcher Verlag wird das drucken? Konrad Reich lebt nicht mehr.

Der Lektüre-Einstieg also ist kompliziert, Judith Zanders Gastvorleung über "Die Poetik des Rauschens", gehalten an der Universität Rostock, ist es nicht weniger. Teil 2 ist hier nachzulesen, der Schluss ... und das kostet gleich noch einmal Kraft und vollste Konzentration und lässt ein bisschen ratlos zurück. Die Dichterin, ins Hochgeistige abhebend und Fremdwort-stark. Doch kann RISSE so überleben?

Mehrere Alternativen bietet die Redaktion im letzten Drittel des Heftes. Hier werden neue Bücher aus Verlagen in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt, so zwischen fünf und fünfzehn Druckzeilen pro Buch. Das liest sich, wie sich die Waschzettel der Verlage lesen. Hilfestellungen sind selten, Wertungen auch ... aber ganz ohne geht es eben doch nicht. Oder wissen Sie auf Anhieb noch, wer Karl Kleinschmidt gewesen, ist, dessen Benimm-Ratgeber aus dem Jahre 1957 ff. wieder aufgelegt worden ist? Sehen Sie ... der rote Pastor aus Schwerin.

Dann aber ist es wie immer. Wohl aus dem Nachlass der Übersetzerin Gisela Perlet gibt es hier eine "Wintergeschichte", die es in sich hat ... nicht ganz frei erfunden, wie es heißt, irgendwie historisch also, eine Geschichte aus der NS-Zeit, eine Liebesgeschichte, die vom Überleben erzählt, dem gemeinsamen. Und Peter Thiers hat mit "Zyklon B" einen kurzen, gerade zwei Druckseiten kurzen Prosatext vorgelegt, eine Art Minidialog zwischen Eltern und Kins, der nicht wieder loslässt und nie wieder loslassen wird. Deutsche Geschichte, die Zeit: irgendwann nach 1945, ein Besuch im Vernichtungslager, eine Szene vor den Jungen riesigem Öfen, das beredte Schweigen des Vaters, der hilflose Erklärungsversuch der Mutter, die erst einmal zufrieden gestellte Ratlosigkeit des Kindes ... eine kurze Geschichte, die unter die Haut geht.

Das ist nicht wenig Literatur für 4 Euro und 50 Cent – zwei Erzählungen, die bleiben ... wirklich keine schlechte Bilanz.

 

Abmoderation:

RISSE Nr. 27 ist in jeder guten Buchhandlung zu bekommen oder über das Literaturhaus Rostock zu beziehen – Einzelpreis 4,50 € oder auch im Abonnement: 2 Ausgaben pro Jahr inklusive Porto für 11,00 €.

 

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