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Landes-Poeten suchen ihren Meister

17.08.2007 Ostsee-Zeitung von Horst Krieg

Rostock (OZ) „am reim erkennt man oft die zeile / auch an der wörter gleichen eile / am silbenschlag, der wie der takt / des drummers jene dichter packt / die nie beim jazz in ruhe bleiben / sondern es mit den beinen treiben . . . “ Wie im Sonett des berühmten Wiener Lyrikers Ernst Jandl werden Rhythmus und Vers den Ton der zehnten Rostocker Lyriknacht am 31. August angeben.
14 Poeten treten an, um Lyrikmeister MV 2007 zu werden. Die Jury fischte sie aus insgesamt 50 Einsendungen, die aus allen Teilen des Landes kamen. „So viele Bewerber hatten wir noch nie“, freut sich Katinka Friese vom Literaturhaus Kuhtor, das die Lyriknacht veranstaltet. Mit dabei der 30-jährige Student Sven Lübbe (Rostock), der 54-jährige Pfarrer Peter Michael Pietsch (Lüdershagen) und die 56-jährige Landschaftsplanerin Waltraud Gundlaff (Spiegelberg).
Auf die literarische Qualität des Wettbewerbs legt die Jury großen Wert. Ihr gehören der Literaturwissenschaftler Prof. Heinz-Jürgen Staszak an, Martin Graupner vom Literaturhaus, die freie Lektorin Johanna Michallik und Gastgeberin Martina Witte, Leiterin der Compagnie de Comédie. Sie wird besonders auf die Performance achten. Denn bewertet wird nicht nur das geschriebene Wort, sondern auch der mündliche Vortrag.
„Die Kombination von beidem wird entscheidend sein“, meint Katinka Friese. Wer durchs Sieb der Jury fällt, hat noch eine Chance beim Publikum, das seinen Liebling kürt. Das reagiere erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich. „Manche erwarten Erheiterung, manchmal bis zum Rand der Belustigung. Es geht aber nie so weit, dass sich Autoren vorführen lassen.“
Die Preise sponsert das Bücherhotel Groß Breesen. Während der Landesmeister dort mit Partner oder Partnerin übernachten darf und ein gutes Buch zur guten Nacht erhält, wird der Publikumsfavorit mit einem Candle-Light-Dinner belohnt. Außerdem stellt die Literaturzeitschrift „Risse“ den Lyrikmeister vor. Auch einige Gedichte, die der Redaktion gefallen, werden in der Zeitschrift abgedruckt. Alle diejenigen, die leer ausgehen, können im nächsten Jahr ihre Chance erneut suchen, rät Friese. Dazwischen können sie Kurse zum kreativen Schreiben des Literaturhauses besuchen.
Nach dem Wettbewerb erleben die Gäste des Abends den Performance-Lyriker Frank Klötgen. Der fabulierlustige Berliner habe, wo er auch auftrete, schon immer „das Live-Publikum seiner Spoken Word Performances begeistert“, wie der Flyer des Literaturhauses in schönstem Denglisch formuliert. Na dann Bühne frei! Wie endet doch gleich Jandls Sonett: „. . . ihr schlagt und heult, und in uns kracht / ohrenbetäubend tag und nacht / donner der sprache, heult und lacht.“

 

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