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Ein Forum der Literatur

26.11.2002 Norddeutsche Neueste Nachrichten von Nadja Weg

Die Rostocker Literaturzeitschrift RISSE feiert ihr fünftes JubiläumZehn Ausgaben in fünf Jahren sind schon ein kleines Jubiläum, auf das die Rostocker Literaturzeitschrift „Risse“ in diesen Jahren zurückblickt. Was mit dem Zusatz „Von der Unfähigkeit zu dichten“ begann, hat sich als Plattform hiesiger Literaten einen Namen gemacht und ist für Autoren wie Leser unverzichtbar geworden.Es war ein lauer Sommerabend des Jahres 1997, als sich sechs Leute in einem Rostocker Café mit dem jungen Architekten Martin Ebert trafen. Der hatte gerade ein verlockendes Arbeitsangebot aus Norwegen erhalten, gleichzeitig bekümmerte ihn das Schicksal eines Projekts, das er sieben Jahre lang betreut hatte. Seit April 1991 gab Ebert unter dem Titel „RISSe. von der unfähigkeit zu dichten“ eine Reihe heraus, in der Texte unbekannter Autoren aus Mecklenburg gedruckt wurden. Sein Umzug würde das Ende der RISSe bedeuten, seiner geliebten, handnummerierten Reihe literarischer Hefte, die in Spitzenzeiten 28 Abonnenten hatte. Was tun?Die Historikerin Anette Handke, heutige Geschäftsführerin des Rostocker Literaturhauses Kuhtor, schlug vor, einen Verein zu gründen, bei Stadt und Land um Hilfe zu bitten und eine Zeitschrift für „Literatur in Mecklenburg und Vorpommern“ zu gründen. Die Kompetenz der ehrenamtlichen Redaktion sollte überzeugen: Thomas Gallien, Lektor am Hinstorff-Verlag, der Literaturwissenschaftler Dr. Wolfgang Gabler, die Doktorandin Anne Kellner, der Germanistik Student Matthias Schühmann sowie Anette Handke wollten das Wagnis eingehen. Im Frühjahr 1998 erschien das erste Heft der „RISSE“. 150 Interessenten kamen zur Präsentation in die Rostocker Kunsthalle, der Optimismus der Redakteure wuchs gewaltig.Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Nicht nur, dass der Verkauf der Auflage von 1000 Exemplaren nicht einmal „schleppend“ genannt werden konnte, es stand beim 2. Heft die Existenz der Zeitschrift überhaupt auf dem Spiel. Die Redaktion hatte sich zum Abdruck eines Auszugs aus der Roman-Trilogie „Porno“ von Norbert Bleisch entschlossen. Der mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnete Autor hatte Porno-Videos mit Schweriner Jugendlichen gedreht, saß deshalb für drei Jahre im Gefängnis und arbeitete dort sein Verbrechen literarisch auf. Weil er dabei auch auf die Verquickung von Politik und Porno-Industrie kam, intervenierten nicht nur die damaligen Kultusministerin und die Schweriner Medien, auch Staatsanwälte mehrerer Bundesländer traten auf den Plan: Eine Lesung Bleischs in Rostock stand bis zum letzten Tag vor einem gerichtlichen Verbot. Aber sie fand statt, und das Heft 2 der „RISSE“ erschien.Seitdem gab es – jeweils im Frühjahr und Herbst – insgesamt 10 Hefte, außerdem zwei thematische Sonderhefte: 1999 anlässlich des 65. Geburts- und 15. Todestages des mecklenburgischen Welt-Autors Uwe Johnson, 2001 zum Thema „Literatur & Fremde“. Auf insgesamt 1279 Seiten publizierten die „RISSE“ Erstveröffentlichungen von 57 AutorInnen, die in M-V leben, die hier geboren wurden oder zuzogen. Neben zwölf SchriftstellerInnen aus Europa schreiben knapp 50 AutorInnen Essays und Kritiken oder informierten über das literarische Leben im Lande.Auch das 10. Heft ist wieder mit sechs Grafiken ausgestattet und zeigt das breite Spektrum des Schreibens hierzulande: Wolfgang Schreyer (75) erzählt über sein 50 Jahre währendes Schreib-Leben und ist mit einem Text über das Ahrenshooper „Kurhaus“ ebenso vertreten wie der jungen Rostocker Autor Bernd Richter mit experimenteller Prosa. Dass die AutorInnen aus dem ganzen Land kommen, belegen die Beiträge von Carmen Blazejewski (Neu Natrow b. Wismar), Armin Richter (Groß Raden), Kurt Scharf (Wolgast), Jürgen Landt (Greifswald) und Nele Wichert (Rügen).

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