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Im Rostocker Kuhtor entsteht Literatur mit Anspruch

19.12.2002 Ostsee-Zeitung (Interview: Horst Krieg)

Rostock (OZ) Der Förderverein am Literaturhaus Kuhtor hat jetzt das zehnte Heft der Literaturzeitschrift „Risse“ herausgebracht. Es ist im Abonnement zu haben, in den Service-Centern der OSTSEE–ZEITUNG und in Buchhandlungen vor allem in Rostock. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums sprach OZ mit der Literaturhaus-Chefin Anette Handke und dem Literaturwissenschaftler und „Risse“-Redakteur Dr. Wolfgang Gabler.

OZ:   Welche Absicht verfolgt das „Risse“-Team?

Handke: Öffentlichkeit schaffen für Autoren, die in Mecklenburg-Vorpommern leben, hier geboren wurden oder herzogen, in jedem Fall mit dem Land eine wichtige Zeit ihres Lebens verbunden waren oder sind. Wichtig: Die Texte werden zum ersten Mal veröffentlicht. Die Namen, die im Jubiläumsheft stehen, sind aber nicht ganz unbekannt: Jürgen Landt, Ute Hallmann, Kurt Scharf, Ulrich Schacht und andere. Wir veröffentlichen auch Texte von ÜbersetzerInnen.

OZ: Unter den Autoren sind viele junge. Sie legen also großen Wert auf Entdeckungen?

Gabler: Ja. Unbedingt. In jedem Heft ist mindestens ein neuer Autor oder eine neue Autorin dabei. Das haben wir in allen zehn Heften und den zwei Sonderheften durchhalten können. Das wird auch künftig so sein.
Das zeigt: Es gibt viele Autoren, die man nicht kennenlernen könnte, wenn es die „Risse“ nicht gäbe. Autoren, die entweder noch nicht so weit sind, um selbstständige Publikationen in Verlagen zu haben, oder die für Verlage in M-V nicht interessant genug sind, weil sie möglicherweise ästhetisch zu anspruchsvoll schreiben.

OZ: Sie beschränken sich auf die Literatur der Region. Wie entgehen sie der Gefahr des Provinzialismus?

Handke: Indem wir im zweiten, literaturwissenschaftlichen Teil der Hefte die Welt im Auge haben. Dort beschäftigen wir uns auch mit Autoren, die nicht aus M-V kommen. Außerdem fassen wir den Begriff „Autor aus M-V“ sehr weit.

Gabler: Betonen möchte ich in dem Zusammenhang unsere Ansprüche, die wir an literarische Qualität stellen. In „Risse“ finden Sie keine „Touristen-Lyrik“, in der Sonnenuntergänge an der Ostsee in trivialer Sprache beschrieben werden.

OZ: Am Literaturhaus läuft ein neues Förderprojekt: „Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern“. Eröffnet wurde es mit dem Gedichtband „Die Unebene“ von Armin Richter. Wer folgt im zweiten Band?

Gabler: Da sind wir noch im Gespräch mit mehreren AutorInnen. Uns schwebt vor, nach dem Lyrikband eines Mannes Prosa einer Frau folgen zu lassen. Da wollen wir die Interessenten aber noch auf die Folter spannen. Auf jeden Fall verfolgen wir den Plan, einmal im Jahr solch einen Band zu veröffentlichen und mit der Zeit eine repräsentative Sammlung entstehen zu lassen.

OZ: „Risse“ hat eine geringe Auflage. Wollen sie die nicht steigern?

Gabler: Die Absicht haben wir schon. Wir überlegen z. B., wie wir an mehr Abonnenten herankommen, z. B. an Gruppen, die noch nicht zu unseren Lesern gehören, wie Anwälte, Ärzte oder Architekten. Wir wollen natürlich einerseits ein möglichst breites Publikum, müssen andererseits auch ökonomisch denken. Wir erhalten einen bestimmten Förderbetrag, mit dem wir sorgfältig umgehen müssen.

OZ: Welche Pläne gibt's fürs neue Jahr ?

Gabler: Wir bereiten für 2003 das dritte Sonderheft vor. Das erste zu Uwe Johnsons 15. Todestag kam 1999 heraus, das zweite 2001 war dem Thema „Literatur und Fremde“ gewidmet. Das dritte, entstehende hat den Arbeitstitel: „Das liebe Geld, das böse“.
Da möchte ich gern die Gelegenheit nutzen, Autoren des Landes um Beiträge zu bitten für diese originale Anthologie mit bisher unveröffentlichten Manuskripten. Redaktionsschluss ist Ende Sommer 2003.

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