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Büchermacher bauen auf Tourismus

13.11.2002 Ostsee-Zeitung von Horst Krieg

Rostock (OZ) Rund 120 Verlage gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, über 25 allein in Rostock. Sieben der Hansestadt gaben vorgestern in der Universitätsbuchhandlung Weiland ihre bunten Visitenkarten ab. Auf diesem ersten Rostocker VerlegerInnenabend interessierten sich über 50 Gäste für die Mühen und Freuden der Büchermacher. Die komplizierte ökonomische Situation versucht jeder auf seine Weise zu meistern. Das Publizistenpaar Dr. Matthias Redieck und Achim Schade, die in zehn Jahren 210 Bücher, Broschüren u. a. herausbrachten, verstehen sich als Dienstleister. Sie halten sich an Auftraggeber und sichern so den Absatz. Ingo Koch vom gleichnamigen Verlag sprach allen aus der Seele: „Kleine Verlage können nicht großflächig werben.“ Was die Großen mit Power erreichten, müssten halt die Kleinen mit mehr Ideen versuchen. Die Fusion seines Unternehmens mit dem Altstadt Verlag von Gaby Zumpe sei dafür ein Beispiel. „Um die Zusammenarbeit besser zu profilieren und ökonomischer zu gestalten, lag die Überlegung nahe“, so der Verleger, „das Einzelunternehmen Altstadt Verlag in die Kommanditgesellschaft Ingo Koch Verlag zu integrieren.“ So vereinigen sie sich ökonomisch und juristisch, präsentieren sich aber in der Öffentlichkeit als gleichberechtigte Partner und haben ihr eigenes Profil erhalten, das von Mecklenburgica und Maritimem bis Belletristik und Biografien reicht. Vorteile ergeben sich auch aus der Konzentration verlegerischer Kompetenz. So stehen Lektor und 15 freiberufliche Mitarbeiter beiden zur Verfügung. Der traditionsreiche Hinstorff Verlag will in Zukunft auf seinen Stärken, der Belletristik, aufbauen, meinte Eva Maria Maas, seit Mai Chefin des ältesten Rostocker Verlags. Dabei werde auf bewährte Autoren wie Franz Fühmann zurückgegriffen. Großen Raum im Programm nehmen Bildbände ein, im weiteren Sinne touristische Literatur. Dieser Bereich werde stärker entwickelt, weil Tourismus in M-V das Einzige sei, das wächst, ist die studierte Germanistin und Romanistin überzeugt. Im Programm weiter laufe das Niederdeutsche, Maritimes werde ausgebaut. Skandinavische Literatur, die Hinstorff früher verlegt hat, überlässt man jetzt anderen Verlagen. „Wir konzentrieren uns auf die östlichen und nordwestlichen Bundesländer, wo der Türöffner erst einmal das Plattdeutsche ist.“ Dem sollen Bildbände folgen, vielleicht auch regionale Belletristik. „Ein Buch von der Druckerei holen, ist wie Mutter werden.“ Solch einen leidenschaftlichen Satz traut man der Chefin des so nüchtern klingenden Verlags Büro + Service GmbH gar nicht zu. Doch Angelika Bruhn hat schon viele bekannte Autoren verlegt oder ihnen zu Nachauflagen verholfen. In der handlichen Reihe MV Taschenbuch erschienen u. a. Romane von Kurt Biesalski, Reportagen von Jean Villain und utopische Geschichten von Klaus Frühauf. Die jüngste Erzählung hat sie gleich mitgebracht: „Das Kurhaus“. Darin stellt Wolfgang Schreyer den Streit um den Neubau des alten Kurhauses im Urlaubsort Ahrenshoop topaktuell dar. Ebenfalls taufrisch ist der jüngste Band der Literaturzeitschrift „Risse“, die das Kuhtor nun schon im fünften Jahr herausbringt. Die Chefin des Literaturhauses Anette Handke will auch künftig Autoren, nicht zuletzt Lyrikern, darin ein Podium geben. „Essen, Trinken, Lieben, Lachen, alles, was beiträgt, gesund zu bleiben“, ist schließlich die Devise von Angelika Kleinfeldt. Sie führt den Klatschmohn Verlag in Bentwisch bei Rostock. Klatschmohn steht für ihre Verbundenheit mit den mecklenburgisch-vorpommerschen Wurzeln. Unter der Rubrik „Der Norden isst gut“ erscheinen z. B. Kochbücher, die Gaumenfreuden versprechen. Sieben Verlage – sieben unterschiedliche Profile. Ihre Bücher machen den Markt gewiss nicht groß. Aber ohne sie fehlte ihm etwas.

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