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Editorial

RISSE rufen VORWÄRTS aus, die Welt wandelt rückwärts … Was für ein Abwärts. In Erinnerung ist diese merkwürdige Losung: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“, nicht wahr?! Auch wenn wir alle auf Sicht fahren, das Schlimmste erwarten und das Beste hoffen: Wir schauen voraus, es geht voran, ab und los, nach vorn: Für dieses Heft 48 warben wir um Texte zum Thema VORWÄRTS; Einsendeschluss war deutlich vor der Zeitenwende.
Vorwärts ist nicht nur ein schönes Adverb (manchmal auch knifflig: Sie können vorwärts einparken, müssen dabei aber vorwärtsschauen, vorwärtsdenken, vorwärtsfahren), es ist auch der Name vieler Vereinigungen (nicht nur, aber vornehmlich von Sportvereinen, nicht nur, aber eher in Ostdeutschland), von Publikationen (nicht nur, aber vornehmlich der Sozialdemokratie) und Schiffen (wie des ersten Handelsschiffes der DDR). Und Historiker:innen denken möglicherweise an den gebürtigen Rostocker Gebhard Leberecht von Blücher, der als preußischer Generalfeldmarschall durch den Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo berühmt wurde und den Beinamen Marschall Vorwärts trug. (Mist: Kriegs-Eskapismus durch zeitgenössische Literatur aus Mecklenburg und Vorpommern
klappt nicht an jeder Stelle …)

Alsdann, wohlan, frischauf: Nun geht der Blick aber in Richtung des angestrebten Ziels, in die Zukunft! Vorwärts und nicht vergessen: Jan Grambow kann nicht vergessen, wo er geboren ist, Carola Weider schaut auch zurück, wenngleich mit prophetischem Untertitel, Anne Martin ist in diesem Heft die einzige Lyrikerin und Holger Lehmann unser Risse-Debütant mit einem bemerkenswerten Auszug aus seinen Nabelliedern, Carlo Ihdes Held tritt auf der Stelle, die Protagonistin von Anja Kapunkt verhandelt offensiv das Thema Liebeskummerscheiße, während es Sven Lübbe zu den Sternen zieht und Brand Samten sich heimwärts spiegelt. Der in Wittenburg geborenen Berliner Autor und Künstler Kai Pohl lässt in seinen Grafiken reichlich Tierwelt auflaufen. Das Literarische Leben widmet sich Geschlossenen Vorgängen, das heißt mit Auszug und Gespräch dem soeben erschienenen Prosadebüt des Risse-Autoren, Verlegers und Lyrikers Bertram Reinecke. „Immergrüne Gründe für die Beat Generation“ werden in Wiedergelesen gefunden, in Widergelesen Zuneigung und Abscheu für die Liebe in Zeiten des Hasses. Die Literaturkritik titelt mit „Unzucht mit Abhängigen“ (Hilbig), „ziemlicher Murks“ (Rietzschel), „unersättlichen Poemen“ (Seiler) und einem „Blick zurück“ (Klüssendorf). Soso.

Sodann wollen wir auf den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2022 hinweisen, organisiert vom Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop, dem Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus in Greifswald und dem Literaturhaus Rostock in Kooperation mit dem LiteraturRat MV: Autor:innen mit Bezug zu MV können sich ab sofort darum bewerben. Der Preis ist mit Stipendium und Arbeitsaufenthalt im Künstlerhaus Lukas, Lesereise sowie Veröffentlichung in einer Anthologie dotiert. Einsendeschluss ist der 17. Juni 2022 (Informationen unter: fachstelle.literaturrat-mv.de).

So. Will sagen: So! Auf diese Weise und nicht anders, für den Fall, dass es interessiert, in der Tat, wahrlich und tatsächlich künden wir vom sonderbaren Sujet des nächsten Heftes: So sind Texte von Autor:innen aus MV zum Thema „So!“ gewünscht. Wir reden hier nicht über die (sowieso viel zu vielen) Abkürzungen – zu siehe oben kann man ja immer schreiben –, also bitte keine Sonntagstexte oder Signalordnungen aus Somalia oder Soest und so weiter, sondern sozusagen über den Partikel, das Adverb, die Konjunktion, das kleine Wort „so“. An dieser Stelle eine warme Empfehlung für die Fachliteratur zum kleinen Wort, zu den „Elementarteilchen unserer Sprache“: Das Komma und das Und. Eine Liebeserklärung an die Sprache (Duden, 2019) von RISSE-Autorin Kerstin Preiwuß. So der so: Einsendeschluss ist der 1. August 2022. Unveröffentlichte Texte bitte bevorzugt per E-Mail an redaktion (at) risse-mv.de.

So! Ich habe fertig.
Bleiben Sie so. Solidarisch.

Anne Blaudzun


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