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Editorial

Man möchte meinen, eine Kiste sei ein ziemlich unwandelbares Ding. Rein etymologisch betrachtet ist sie es definitiv. Geradlinig wie ihre Kanten ist sie aus dem griechischen kíst¯e über das lateinische cista als Kiste auf uns gekommen. Die Bedeutung über die Jahrtausende unverändert: Kiste, Kasten, Korb. Selten treffen Schreibung, Lautung und Bedeutung über alle Zeiten so überein. Und dennoch: Der Reiz einer Kiste liegt bekanntlich nicht in ihren geradlinigen Kanten, sondern in ihren vielen Winkelzügen. Und davon gibt es in diesem Frühjahrsheft einige zu erkunden. Die Sommerklamottenkiste ist längst ausgepackt, da jagt uns Kurt Scharf in einer Zeitreise den letzten winterlichen Schauer den Rücken hinunter. Ganz anders bei Anja Kapunkt: Hier hinterlässt eine hochsommerliche Beziehungskiste einen frostigen Eindruck. Dabei sei doch alles gut, meint Jürgen Landt, zumindest wenn man sich beim Kistenschleppen vor der Arbeit drücken kann. Eine dicke digitale Postkiste hat uns auch aus Greifswald erreicht. Sechs Autorinnen und Autoren haben sie gemeinsam mit sechs lyrischen Perspektiven auf die Kiste gefüllt. Und damit ist die Überraschungskiste noch nicht einmal gänzlich ausgepackt. Und nicht zuletzt zeigen uns die Grafiken Anne Martins, wie inspirativ eine Kiste nicht nur für die literarischen Künste, sondern auch die bildenden sein kann. Wohl bekomm’s! Wenn der Sommer seinen Höhepunkt dann im August erreicht hat und langsam in den Sinkflug übergeht, freut sich die Redaktion über die Einsendungen von Autorinnen und Autoren aus M-V zum Thema des Herbstheftes. Das Thema ist ein besonderer FALL. Wie selbstverständlich wird er zur Konsequenz des Aufstiegs reduziert, obwohl der FALL doch weitaus vielschichtiger ist. Er kann zur Besinnung beitragen, kann Fluchtweg sein, kann der Orientierung helfen und Bodenständigkeit einfordern. Er kann Perspektiven ändern, Beweise führen, kann dabei helfen, sich selbst ein wenig besser nachzuvollziehen. Außerdem würde die angelsächsische Bedeutung dem Herbstheft nahe liegen, was die FALLhöhe nicht geringer macht. In jedem FALL ist der FALL Herbstheftthema und die Redaktion freut sich auf FALLbeispiele. Einsendeschluss ist der hochsommerliche 1. August 2019. Damit ist der FALL als Thema des Risse-Herbstheftes Nr. 43 deutlich vom Literaturwettbewerb von LiteraturRat M-V und Risse zum 30. Jahrestag des Mauerfalls »Die Freiheit ist ja da.« zu unterscheiden. Texteinsendungen für das reguläre Herbstheft nehmen wir gerne unter der E-Mail-Adresse redaktion (at) risse-mv.de bis zum 1. August entgegen, während Einsendungen für den Schreibwettbewerb zum »Mauerfall« bitte mit diesem Betreff bis zum 1. September an mauerfall (at) risse-mv.de gesendet werden mögen.

Christian Taszarek


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