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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

seit einiger Zeit kann man den Eindruck haben, Mecklenburg-Vorpommern werde zu einer wichtigen literarischen Region. Den Ingeborg-Bachmann-Preis 2010 gewann der in Rostock geborene Autor Peter wawerzinek, der 3sat-Preis desselben Wettbewerbs ging an die 1980 in Anklam geborene Judith Zander, die außerdem für ihren Debütroman Dinge, die wir heute sagten (2010, dtv) für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde wie in diesem Jahr die ebenso junge, in Greifswald geborene Judith Schalansky für den Roman Der Hals der Giraffe (Suhrkamp).

 

Leider trügt der Schein. Alle diese AutorInnen leben außerhalb unseres Bundeslandes, und keins dieser Bücher erschien in einem Verlag, der in unserem Bundesland beheimatet ist. Mecklenburg-Vorpommern gehört nicht zu den wichtigen literarischen Regionen Deutschlands; mehr noch: Es ist die unbedeutendste literarische Region Deutschlands.

 

Daran ändert auch das aufreibende ehrenamtliche Engagement vieler literarischer Vereine, Institutionen und Literaturhäuser nichts. Und auch nicht die Arbeit unserer Literaturzeitschrift. Dass wir in der aktuellen Ausgabe nur einen winzigen Auszug aus dem im Manuskript ca. 500-seitigen, ebenso komplexen wie brisanten Roman Faust Junior von Uwe Saeger – Bachmann-Preisträger vor fast 25 Jahren – abdrucken, macht das Dilemma eher noch deutlicher bewusst und ist keinesfalls irgendeine Form von Kompensation (nach dem Motto »Besser als gar nichts«).

 

Dennoch weiß die Redaktion, dass die Literaturzeitschrift RISSE für viele AutorInnen und LeserInnen des Landes wichtige Funktionen erfüllt – u. a. als Publikationsmöglichkeit, aber auch als ein Medium der Information über die Gegenwartsliteratur in Mecklenburg-Vorpommern und als Medium des Lesevergnügens.

 

Ein halbwegs versöhnlicher Schluss: Den wichtigsten Literaturpreis, den dieses Land zu vergeben hat, der Uwe-Johnson-Preis der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft (2011) wurde Judith Zander zuerkannt; auch wenn es nur der deutlich schlechter dotierte Förderpreis war. Trotzdem: ein herzlicher Glückwunsch an die Autorin von der RISSE-Redaktion! ||


Wolfgang Gabler

 

 

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