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Ein Spiel für Profis

(Die Lehrerin und die Lehre, die man daraus ziehen kann)

Protagonisten:

Frau Dr. Schulze, Ehefrau des Beschuldigten
Frau Lange, Geografie-Lehrerin, Arbeitskollegin der Verstorbenen
Frau Meyer, Verkäuferin im Secondhandshop
Herr Prof. Dr. Schulze, Beschuldigter

Zitate:

Obduktionsprotokoll
Urteilsspruch

- Wir sind ab 17 Uhr zusammen gewesen.
- Das kann ich mit Bestimmtheit sagen, weil mein Mann mich zum Praxisschluss abgeholt hat.
- Ich habe als Nervenärztin eine reine Bestellpraxis. Es waren keine Patienten mehr da.
- Nein, die Arzthelferin war auch schon weg; sie hatte einen wichtigen Termin.
- Nein, es kommt nicht oft vor, dass mein Mann mich abholt. Er hat in seiner Klinik in der Regel längere Arbeitszeiten als ich in der Praxis.
- Wir sind gleich nach Hause gefahren.
- Zu Hause haben wir einen Aperitif genommen und bis zum Abendbrot Musik gehört.
- Nein. Er ist die ganze Zeit bei mir gewesen.
- Wir sind um viertel nach zehn schlafen gegangen.
- Der Montags-Kino fing gerade an, aber wir kannten den Film schon.
- Dreamcatcher.

- Ja, wir waren nicht nur Kolleginnen, wir waren eng befreundet. Ich kann es immer noch nicht glauben.
- Sie hat mir immer viel über ihr Privatleben erzählt. Sie hatte es auch nicht einfach …
- Ja, ich wusste von ihrem Verhältnis mit dem Psychiater.
- Es war eine seltsame Beziehung. Von ihrer Seite war es auf jeden Fall anders als für ihn. Sie hat ihn wirklich geliebt, war ihm fast hörig. Für ihn war es eher, glaube ich, das Sexuelle. Ich mag eigentlich nicht darüber sprechen.
- Ich weiß!
- Ja, in der letzten Zeit gab es Probleme. Sie wollte, dass er endlich seine Frau verlässt. Sie hatte ihm sogar angedroht, seine Frau anzurufen, wenn er sich nicht entscheiden würde.
- Anna sagte, er wäre mit seiner Frau sehr unglücklich. Sie sei kalt und hirngesteuert.
- Nein, so weit ich weiß, hat sie doch nicht angerufen. Es waren nur Drohungen von ihr. Da bin ich ziemlich sicher. Sie war nicht der Typ, der so etwas macht. Aber sie war eben unglücklich.

- Ja, sie war Kundin bei mir, schon seit Jahren
- Sie kaufte immer besondere Stücke … außergewöhnliche Kleidung, verstehen Sie?
- Wie soll ich es Ihnen erklären … Pelzjacken, Korsagen, hochhackige Stiefel. Solche Sachen für den besonderen Geschmack eben.
- Wir kannten uns ziemlich gut. Hab sie immer angerufen, wenn ich Stücke hatte, die ihr gefallen konnten.
- Nein, so im Alltag trug sie ganz normale Sachen. Sie war Lehrerin. Eine sehr schöne Frau. Ich kann gar nicht begreifen, was passiert ist, so ein Schwein.

Auf dem Obduktionstisch liegt die 178 cm lange, teilweise bekleidete Leiche der zweiundreißigjährige Anna E. Die Totenstarre ist vollständig eingetreten und an den Rückenpartien finden sich spärlich ausgeprägte Totenflecken. Die Leiche ist wie folgt bekleidet: Eine hellbraune, zweidrittel lange Jacke aus Naturfell (wahrscheinlich Fuchs). Eine Probe der Fellhare wird für die Spurensicherung asserviert. An den Füßen schwarze Lederstiefel mit einem bis über die Knie reichenden Schaft. Darunter Seidenstrümpfe mit Spitzenrand. Weitere Kleidungsstücke sind nicht vorhanden.

- Wir haben uns vor Jahren auf einer Feier kennen gelernt.
- Ja, wir hatten eine Beziehung. Wir trafen uns jede Woche, auch mehrmals.
- Meist bei ihr zu Hause.
- Ja, auch auf dem Sofa.
- Sie hat die Pille genommen, ich brauchte keine Vorkehrungen zu treffen.
- Nein, an dem Tag haben wir uns nicht gesehen.
- Auch nicht telefoniert.
- Die Fotos hatten wir aus Spaß gemacht. Es ist schon länger her.
- Nein. Meine Frau wusste nichts von der Affäre.
- Nein, ich habe sie nicht getötet.
- Ich bin um 16 Uhr dreißig von der Klinik weggefahren und habe meine Frau um 17 Uhr von ihrer Praxis abgeholt.
- Schwester Anke war bereits weg, als ich kam, und meine Frau schrieb Berichte.

Bei der äußeren Besichtigung der vollständig entkleideten Leiche lassen sich mehrere Verletzungen feststellen, die im einzelnen beschrieben werden:
Die Weichteile des Halses sind fast vollständig durchtrennt, so dass durch die klaffende Wunde Teile der Wirbelsäule erkennbar sind.
Im Brustbereich können zwölf Stich- und Schnittwunden gezählt werden, deren Länge zwischen 1,5 und 15 cm liegt …

- Wir sind seit 15 Jahren verheiratet.
- Ich kannte Frau Engelhardt flüchtig; sie wohnte in unserem Viertel.
- Es war mir nicht bekannt, dass mein Mann eine außereheliche Beziehung hatte.
- Ich hatte keine Veranlassung, meinem Mann nachzuspionieren.
- Wenn er eine Beziehung zu dieser Frau hatte, so muss diese für ihn gefühlsmäßig eher bedeutungslos gewesen sein.
- Ich hätte es bemerkt.
- Die angeblichen sexuellen Vorlieben meines Mannes kann ich nur zur Kenntnis nehmen, bestätigen kann ich diese nicht.

- Die Spiele zwischen mir und Anna waren immer freiwillig. Ich habe sie nie zu etwas gezwungen.
- Nein, auf keinen Fall! Sie wusste, dass ich niemals meine Frau verlassen würde.
- Sie hat mich nie erpresst. Es war eine Geschichte zwischen zwei Erwachsenen, die wussten was sie wollten.
- Ich weiß es nicht. Darüber sprachen wir nicht.
- Möglicherweise hatte sie auch andere Männer, aber das hat mich nicht interessiert.

- Wir sprachen sehr offen über sexuelle Dinge, das heißt, sie war sehr offen. Erzählte mir sehr viel.
- Ich denke, dass Anna schon deswegen darüber sprechen musste, um selber damit klar zu kommen.
- Na ja, ich glaube, dass sie eben die Frau für Dinge war, die er sonst zu Hause nicht tun konnte.
- Zum Beispiel die Kleidung. Wenn sie auf ihn wartete, hatte sie immer bestimmte Sachen an.
- Eine Pelzjacke, Strümpfe, hohe Stiefel und sonst nichts. Er wollte es so. Stand darauf, verstehen Sie?
- So genau weiß ich es nicht. Aber sie machten auch so etwas wie Spiele, Rollenspiele. Sie war mal eine Patientin, mal eine Hure … und er war der Arzt, der Polizist, irgendwie immer der, der das Sagen hatte.
- Er schlug sie auch manchmal, aber eher symbolisch. Es gehörte dazu, sagte Anna.
- Bevor sie ihn traf, war sie ganz normal. Ich glaube, dass sie es nur tat, um ihn zu halten.
- Nein, sie hatte keine anderen Männer. Sie war ihm tatsächlich treu.

- Ich habe sie einen Tag bevor sie starb noch gesehen.
- Sie war total glücklich.
- Ein Paar Strumpfhalter aus weißem Leder.
- Sie machte so Andeutungen … Sie sagte, sie würde bald wieder kommen, um sich Brautkleider anzusehen.

Der Angeklagte wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Stadtkasse.
Die Sitzung ist geschlossen.

- Ich möchte heute hier in der Praxis essen. Ich habe für uns beide ein kleines Menü bringen lassen. Wir haben schließlich etwas zu feiern, und das Wetter ist scheußlich. Dieser Wein soll köstlich sein!
- Du kannst das Fleisch schneiden, während ich den Tisch decke.
- Natürlich habe ich ein scharfes Messer hier. Ein sehr scharfes sogar … Das habe ich im Laden extra schärfen lassen.
- Warum sollte ich es wegwerfen?
- Mach doch nicht so ein Gesicht! Ich habe es gewaschen. Gründlich.
- Und sogar desinfiziert …

Risse 22 


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